Auf dem Abhang der Sonnseite der Lobisei bei Mümliswil lag einst ein Sennhof. Da lebte in behaglichem Wohlstand ein Senn. Eines Morgens war der Senn allein zu Hause. Da erschien ein fremder Metzger und fragte nach fettem Schlachtvieh. Er trug eine schwere Geldbörse bei sich, die bald schon die Blicke des Senns auf sich zogen. Während des Handelns im Stall ergriff der Senn einen Melkschemel und schlug den Metzger nieder. Nachdem sich der Mörder des Geldes bemächtigt hatte, verscharrte er die Leiche neben dem Düngerhaufen.
Viele Jahre waren seit der Tat vergangen. Niemand ahnte etwas von dem schrecklichen Verbrechen. Der Senn war alt geworden und gIaubte, das Geheimnis mit ins Grab zu nehmen. Eines Tages mähte er das Gras um die Düngerstätte, als die Sense etwas Hartes traf. Der Senn bückte sich, um das Hindernis wegzuräumen. Aber es war kein Stein, wie er glaubte. Aus dem Boden grinste ihm hohläugig ein menschlicher Schädel entgegen. Zitternd stand er da, kalter Schauer überlief ihn, die Furien der Hölle stürmten auf ihn ein. Heulend wollte er fliehen, aber ein geheimer Zauber bannte ihn an die Stätte fest. Durch das Wehklagen herbeigerufenen Hausbewohnern zeigte der Bauer den Schädel im Gras und erzählte ihnen, wie er vor Jahren vom Gelddurst getrieben einen fremden Metzger erschlagen habe. Der Mörder hatte Todesschweiss auf der Stirn und ein heftiges Fieber schüttelte ihn. Er überlebte den Tag nicht.
Nach dem Glauben jener Zeit musste der Geist des erschlagenen Metzgers bis zum Ablauf seines natürlichen Lebens hienieden wandern. Oft soll man zu stiller Mitternacht die Klagerufe und Todesseufzer des Ermordeten vernommen haben. Sein Geist tat aber niemandem etwas zu leide. Der Geist des Mörders aber war jedem lebenden Wesen Feind, erfasste oft sturmwindartig den harmlosen Wanderer und stiess ihn unter Hohngelächter in die kalte Flut des Baches. Oft trafen die beiden Geister in Gestalt feuriger Kugeln aufeinander. Dann entspann sich ein Kampf, dass die Funken weit umher sprühten.
Lobisei, Wunderwerk der Jurageologie
Um das Jahr 1878 galt die Geologie des Juras generell als erforscht, trotzdem gab es noch ein paar Ungereimtheiten und
Merkwürdigkeiten in einzelnen geologischen Profilen. So auch in einem Teilgebiet der Oensinger Klus, der Mümliswiler Klus und der Limmern. 1881 entdeckte der Geologe F. Mühlberg anhand von Beobachtungen und Feldarbeiten im Lobisei den komplexen «Gewölbescheitelbruch». Fünf Jahre später konnte er die komplizierten «Überschiebungen» bei der Bildung der beiden Juraketten neu definieren. Die damals gewonnenen Erkenntnisse und die weiteren Forschungen Ende des 19. Jahrhunderts sind heute im Werk «Geologie
der Schweiz» von A. Heim detailliert aufgezeichnet. Es sei verständlich, dass alle älteren Beobachter diese Brüche und Überschiebungen übersehen hätten, denn auf den ersten Blick sähen die durchschnittlichen Gewölbe völlig klar und einfach aus, meinte der Entdecker.